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Eine Reise durch die Südstaaten der USA und zu mir selbst

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Die Reise meines Lebens

„Wie kam es zu dieser Verbundenheit mit den Südstaaten?“, war eine Frage, die mir während meiner Rundreise gestellt wurde. Eine sehr gute Frage, weshalb ich gleich darüber nachdachte. Doch je länger der Denkprozess dauerte, desto sicherer wurde ich, dass es kein auslösendes Ereignis dafür gab. Wie alles Gute in meinem Leben hat sich diese Leidenschaft mit der Zeit entwickelt. Es war ein Song aus dem Genre Country – wie auch immer dieser Song zu mir durchdringen konnte. Aber er tat es. Anfangs unbewusst, später bewusst: Diese Musik gefällt mir. Dann eine Serie. Dann meine Liebe zu Filmen, die in wunderschönen Umgebungen spielen. Und dann ist da doch ein Erlebnis, das sich mir buchstäblich ins Herz brannte. Nicht der Ursprung der Liebe zu den Südstaaten, aber der zündende Moment, in dem es hell wurde. Ein Foto des „Spanish Moss“ aus Georgia – ein Gänsehautmoment. Und so war es besiegelt.

ALLER ANFANG IST DER ERSTE SCHRITT

Ich wusste, ich muss dahin. Zuerst war es Georgia, die Stadt Savannah, diesen Park mit seinem Spanish Moss sehen. Dann waren es die Carolinas – North und South. Die Filmkulissen sehen, die ich schon Jahre nur via TV sehe. Ja und Nashville, die Mutter der Country Music möchte ich auch zu gerne sehen. Graceland! Und jaaa, so lange ich mich erinnern kann, möchte ich nach Cape Canaveral und das Kennedy Space Center besuchen. Das sind wenige Spots am Anfang, die sich mit der Zeit zu etwas Großem ausweiten – KÖNNEN.

Denn an diesem Punkt bin ich noch lange nicht. Es braucht zwei Jahre, eine schamanische Behandlung, eine energetische Behandlung, Visionsarbeit und ein starkes Money Mindset, das sich glücklicherweise zum Guten hin entwickelt. Und selbst dann, selbst dann ist die Entscheidung noch nicht gefallen.

Und dann kommt der Tag, an dem die Sehnsucht und die Notwendigkeit meinen Seelenschmerz zu stillen so viel größer sind, als die Kraft meiner inneren Stimme, die mir sagt, dass es nicht möglich ist. Also schreibe ich dem Reisebüro meines Vertrauens, dass ich einen Flug in die USA buchen möchte. Ich starte Sparpläne und ich bestelle mir Reiseführer.

DIE SÜDSTAATEN DER USA

Ein paar Tage später liegt die Landkarte der USA vor mir auf dem Tisch ausgebreitet oder zumindest nur ein Teil davon. Dieses Land ist für meine Verhältnisse einfach RIESIG. Also falte ich die Karte Südstaaten-gerecht auf „rechts unten“.

Wo bitte solls denn hingehen? Es ist, als ob ich im Schlaraffenland bin. Ich, Anja, sitze hier und kann etwas von Grund auf so gestalten und wählen, wie ich und mein Herz es gerne hätten. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich und schon so gewichtig, dass sich die Bedeutung dieser Rundreise bereits jetzt abzeichnet. Und so setze ich den Stift an und fahre exakt die Route nach, die ich dann später auch mit dem Auto zurücklegen werde. In Summe sind es acht Staaten, die ich einmal oder mehrmals durchquere:

  • North Carolina
  • Tennessee
  • Mississippi
  • Louisiana
  • Alabama
  • Florida
  • Georgia
  • South Carolina

Während der Planung wurde mir nämlich klar: Wenn ich einmal dort bin, dann möchte ich all das sehen, was mir gefällt und was sich annähernd mit den zu fahrenden Kilometern verbinden lässt. Vermutlich reize ich es richtig hart aus, denn mich beschleicht der Zweifel, dass ich das alles in der mir gegebenen Zeit schaffen werde. Nun ja, ich werde es nicht erfahren, wenn ich es nicht versuche.

 

DER FEINSCHLIFF

Nachdem die große Route steht, der Flug gebucht ist und es mir nun tatsächlich dämmert, dass diese Reise real wird, mache ich mich an die Feinplanung. Ich beginne ein halbes Jahr vorher, die einzelnen Stopps festzulegen, zu entscheiden, wie viele Kilometer ich wann fahren möchte und wo ein Bett für die Übernachtung stehen muss.

Die Schwierigkeit dieses Feinschliffs lag sicherlich darin, mich zu entscheiden. Dafür lasse ich mir ja bekanntlich immer etwas mehr Zeit. Daher war es umso besser, dass ich frühzeitig mit der Planung begonnen hatte. Man muss wissen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in den USA nicht unseren Gewohnheiten entspricht. Unterkünfte wie wir sie kennen, kosten viel Geld, bieten aber oft nicht den Komfort oder „die deutsche Ordentlichkeit“. 😀 Sich dann für die beste Option zu entscheiden, nahm schon den einen oder anderen Nachmittag in Anspruch.
Insgesamt benötige ich 19 Spots für die Übernachtung. Die Summe ergibt sich aus dem Wunsch der Aufenthaltsdauer an den einzelnen Orten in Kombination mit den zu fahrenden Kilometern pro Reisetag. Manche Orte sind nur ein Zwischenstopp, um zum nächsten Highlight zu gelangen.

Zum Feinschliff gehört ebenso eine Kalkulation, wieviel mich die einzelnen Komponenten der Reise kosten werden: Flug, Visum, Übernachten, Tanken, Leihwagen, Maut, Eintrittsgelder, Essen. Für Souvenirs und Shopping habe ich kein Budget festgelegt. 😀 Eine Frage, wieviel Zeit diese Planung in Anspruch nahm, beantwortete ich mit „14 Tagen in Summe“ – wenn ich täglich den ganzen Tag damit verbracht hätte. Tatsächlich lasse ich mir dafür Monate Zeit. Mitte Januar bin ich mit allem durch und zähle: Nur noch zehn Wochen, bis es los geht.

Ich lasse mir diesen Moment durch den Kopf und auf der Zunge zergehen: Ein Lebenstraum wird in Erfüllung gehen. Im Grunde sogar mehrere.

Und dann…

DER TAG DES ALLES VERÄNDERT

…stehe ich Anfang April am Bahnhof in Mittenwald und warte, bis meine allererste Etappe dieses Roadtrips beginnt. Ich kann es kaum glauben, dass dieser Tag nun da ist. Den Abend zuvor denke ich mir noch, dass ich eigentlich gar nicht los will. Der Klassiker. Bitte sagt mir, dass es euch auch immer genau so geht! 😀

Aber jetzt, jetzt bin ich so fest entschlossen und voller Freude auf das, was da kommt. Ich bin offen für alles, erwarte nichts. Freue mich auf all die Orte, die ich mir ausgesucht habe und die ich sehen werde. Bin aufgeregt, ob wohl alles klappen wird – es sind viele erste Male zu bewältigen. Und vor allem bin ich so happy, dass ich endlich mal wieder fliegen darf. Ich liebe es am Flughafen zu sein, ich liebe Check-Ins, Boardings, Anschnallzeichen, Nackenkissen und transatlantische Movies. Auch wenn es in Sachen Nachhaltigkeit einen tiefen Schnitt bedeutet, kann ich es nicht abstreiten, dass mir das Fliegen so viel Spaß macht und allein das meine Reise zu etwas Besonderem macht. Ein Flug über den Atlantik, auf das freue ich mich jetzt erstmal am meisten. Dann sehen wir…

AUF AMERIKANISCHEM BODEN

Nach zehn Stunden Flug landen wir in Charlotte, North Carolina. Allein dies zu sagen oder zu schreiben, jagt mir einen tiefen Schauer über den Rücken. Selbst jetzt, nachdem ich es längst erlebt habe, spüre ich die Kraft dieses Moments. Ich stehe auf amerikanischem Boden, in North Carolina. Dort, wo ich immer schon mal sein wollte. Da die Aufregung ebenso groß ist und ich angespannt bin, bahnen sich lediglich zwei kleine Tränen ihren Weg. Ich werde sozusagen nicht von meiner Überwältigung überwältigt. Und die Aufregung ist gut, denn es sind noch ein paar Formalitäten zu klären: Einreise, ESTA, Mietwagen, SIM-Karte, erste Route.

Der Mietwagen ist ein paar Worte wert. Ich hatte einen Compact SUV gebucht und das zu einem sehr guten Preis. Und ich war offen für jedes Fahrzeug, dass in diese Klasse fällt. Mir war wichtig, für die vielen Kilometer etwas einigermaßen Komfortables zu haben und ein bisschen höher zu sitzen. Bluetooth natürlich auch und that’s it. Letztendlich bin ich in einem Audi Q5 vom Parkplatz gefahren und hatte mehr als ausreichend Platz, Komfort und Sicherheit. Ich hatte lange gezweifelt, ob ich den Zuweiser schon richtig verstanden hatte, dass ich mir irgendein Auto aussuchen könne. (Nach der Rückgabe war ich dann doch erleichtert, dass keine Mehrkosten entstanden sind. Daher kann ich jetzt nach der Reise auch glücklich darüber berichten.) Ich hatte ihn richtig verstanden und ich hätte kein besseres Auto haben können.

Alles geklärt, alles funktionstüchtig, Tank voll, Koffer geladen, Route eingegeben: LOS GEHT’S! Meine Rundreise beginnt jetzt wirklich. Es ist kein Traum. Ich bin nicht mehr am planen. Nein! Ich lasse den Flughafen hinter mir und werde mir bewusst, was gerade passiert. Ich trete auf amerikanisches Gas und fahre die erste Meile. Ist das nicht verrückt? Noch heute kommt es mir unwirklich vor.

DIE RUNDREISE DURCH DEEP SOUTH

Doch es passiert wirklich. Erstes Ziel als Zwischenstopp ist Asheville, NC. Dort möchte ich einfach nur übernachten. Was soweit klappt. Die Fahrt gelingt, die Unterkunft steht da vor mir und ich bin froh, nach all der Anfangsanspannung nun endlich zum ersten Mal den Koffer zu öffnen, das Tagebuch zu füllen und dann zur Ruhe zu kommen.

Das Tagebuch ist übrigens eine Besonderheit: Ich schreibe im Alltag nie Tagebuch, doch für diesen Tripp habe ich es mir fest vorgenommen und ich habe es fest durchgehalten. Und ich entscheide mich dafür, dass ich an dieser Stelle nicht ausführlich über jedes einzelne Erlebnis berichten möchte. Dazu wird es später noch News geben – für die ganz Interessierten unter euch. 😉

Aber ich gebe euch auf jeden Fall einen Abriss über meine Route und über die besten, tiefsten, emotionalsten und wichtigsten Erfahrungen. Also nach Asheville geht es dann wie folgt weiter:

Am Ende zähle ich all das was ich erlebt habe zusammen und komme zu folgender minimaler Quintessenz. Am Ende…

fahre ich 4.000 Meilen, spreche ich so viel Englisch wie nie zuvor, betrete ich das heilige Land der Indians, tauche ich viele Male ab in die Gesichte dieses Kontinents, höre ich unendlich viel Live Musik, oft schon morgens, Bar an Bar, stehe ich an Elvis’s Grab, stehe ich an dem Punkt, an dem Dr. Martin Luther King starb, gehe ich durch die legendäre Beale Street und wünschte, es wäre 1953, esse ich in echten „Diners“ und fühle mich tatsächlich wie in der 50ern, stehe ich an genau dem Punkt, an dem Elvis‘ seine Songs aufnahm, spaziere ich über die Campus traumhafter Universitäten, wünschte ich, ich könnte dort eine Studentin unter vielen sein, fahre ich den Ole Man River entlang gen Süden und sehe dort einen Sonnenuntergang, fange ich eine Perlenkette in der Bourbon Street, berühren meine Zehen weiße Strände, einsame Strände, Strände zum Sonnenaufgang, stehe ich vor dem Spaceshuttle und unter der Saturn V, wandere ich kilometerlang unter Spanish Moss hindurch, sehe ich wunderschöne Südstaaten-Häuser und Mansions, verliebe ich mich täglich neu in die Marsch-Landschaft, mit ihren Booten und Stegen, esse ich köstliches, frisches Seafood, fühle ich so viel Leid und Schmerz aus der Zeit der Sklaven, lasse ich los und wage allein mutige Schritte, tauche ich ein in den Atlantik und spazieren an seiner Brandung entlang, sehe ich Wildpferde am Strand frei sein, lerne ich so viele wunderschöne Seelen kennen – die mir der Himmel schickt, erfahre ich Hilfsbereitschaft von nahezu fremden Menschen – die dann zu Freunden werden, stoße ich mit Freunden an und feiere das Leben, werde ich für meinen Mut zigfach entlohnt,  geht alles so leicht, dass ich es kaum glauben kann, weine ich hunderte Tränen und lache ich hunderte Male mehr.

Am Ende wird dieser Roadtrip zu dem, was ich lange vorher wusste: Zu einem entscheidenden Wegweiser meines Lebens.
Am Ende verliebe ich mich noch eintausend mal mehr in diesen Teil der Welt. Es ist nicht, dass ich einen Hunger stillen konnte. Vielmehr habe ich meine Grenzen gesprengt und damit den Weg weit über den Horizont hinaus freigelegt.

POST TRAVEL MOMENTS

Vorfreude ist die schönste Freude. Bis zu dem Moment, in dem man den ersten realen Schritt tut. Denn die Freude während der Rundreise selbst ist schlichtweg eine ganz andere. Diese Freude steht auf einem anderen Blatt Papier, in einem anderen Buch, in einer anderen Reihe, in einer völlig anderen Bibliothek, in einem komplett anderen Universum.

Und so fühlte und fühle ich mich auch: Als sei ich während dieser Reise in einem komplett anderen Universum unterwegs gewesen. Es fühlt sich an, als existiert diese Zeit in meinem wirklichen Leben überhaupt nicht. Als sei ich gestern erst an den Flughafen gefahren. um abzufliegen. Und als würde ich heute wieder aus dem Flieger aussteigen und zurückkommen. Es ist für mich (noch) nicht greifbar. Und doch weiß ich es: Diese Reise, dieses andere Universum existiert in mir und ich kann jederzeit darin abtauchen und sie wieder erleben. Und ich hoffe, dass ich euch mit diesem Blogpost auch Teil haben lassen kann.

IHR ALLE SEID EIN TEIL DAVON

Ich möchte euch allen DANKE sagen! Allen, die jeden Tag und oft jede Stunde bei mir waren und alles mit so viel Leidenschaft aufgenommen haben. Durch diese Reise waren wir miteinander verbunden. Und so wie diese Reise einen wichtigen Teil meiner Seele ausmacht, seid auch ihr (nun) Teil davon. Ich werde das niemals vergessen.

Zum Dank möchte ich eine meiner größten Erfahrungen mit euch teilen:

Was immer ihr träumt, erreichen wollt und wovon ihr glaubt, dass es niemals funktionieren kann:
THAT’S NOT TRUE!
Never believe in your mental limitations and restrictions.

WHAT NEXT?

Nun kommt wohl die entscheidende Frage: Was kommt als nächstes? Was tue ich nach solch einer Reise. Einer Reise die mein Leben veränderte.

Wer ist man, wenn man nach fünf Wochen puren Glücks nach Hause kommt und erkennt, dass das, worauf man so lange gewartet und hingearbeitet hatte, plötzlich vorüber ist? Wer bin ich, nachdem sich alles erfüllt hat? Wohin richte ich meine Aufmerksamkeit als nächstes? Was ist meine neue Herausforderung?

Aber vor allem stelle ich mir die Frage: WIE STILLE ICH DIESEN SCHMERZ? Alles was ich fühle, nachdem ich die Wohnungstür hinter mir schließe ist Schmerz. Ein tiefer Schmerz, der durch Mark und Bein geht, der mein Herz durchstößt und der meinen Geist lähmt. Ich bin erst einmal verloren, weiß nichts mir mit anzufangen. Erledige das Nötigste. Versuche einen Sinn im Hier und Jetzt, in diesem „Danach“ zu finden.

In den ersten Tagen schlafe ich viel, esse nichts, brauche ich nicht viel. Mein Highlight ist mein ureigenes Zirbenbett, der dazugehörigen kuschelweichen Bettdecke und das zu mir passende Kopfkissen. Ja, so kann ich liegen. Ja, so kann ich mir Gutes tun. Ja, so kann ich sie ein bisschen besser aushalten, diese Gefühle, die denen eines schweren Liebeskummers sehr ähnlich sind. Mein Körper ist da, alles andere ist noch in den Südstaaten. Und ich weiß, ein Teil wird auch nie wieder zurückkehren.

Ein paar Tage später kehrt der Alltag wieder langsam ein. Zumindest meine To Dos, die meine Aufmerksamkeit und meine Pflicht verlangen. Doch ich gebe alles dafür, dass der Alltag in meinen Gewohnheiten, in meiner Denkweise, in meiner Art zu fühlen und wahrzunehmen, nie wieder der gleiche sein wird. Denn:

Ich habe von so vielem Abstand genommen.
Und ich habe so viel wieder gefunden.
Am Ende mich selbst.
Mein Selbstvertrauen.
Mein Selbstbewusstsein.
Meine Offenheit.
und die Gewissheit, was ich brauche, um glücklich zu sein.

Ich denke, das neue Leben beginnt jetzt…

Von ganzem Herzen
eure Anja