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Perfektionismus

Perfektion

Wieviel mute ich mir zu?

Eine sehr liebe Freundin hat mir etwas zum Thema Perfektionismus erzählt und ich habe daher ein wenig drüber nachgedacht. Was macht dieser Perfektionismus mit mir? Weshalb ist er immer wieder Thema in meinem Leben? Aus welchem Grund beschäftigt er mich und lässt mich so oft zweifeln? Ist er Fluch, oder Segen, oder beides zugleich? Wie soll ich generell mit diesem „Talent“ umgehen?

Lest nun selbst, zu welchem Ergebnis ich persönlich gekommen bin:

1. Annehmen

Perfektionismus ist eine Gabe, die wir annehmen dürfen. Sie ist in uns und ein Teil von uns. Wir können sie weder ablegen, wie die Alltagskleidung am Abend, noch können wir sie uns abtrainieren. Sie ist da. Der Perfektionismus gehört zu uns. Und er steht uns zur Seite, wann immer wir ihn brauchen. Daher nehmen wir ihn doch an, auf liebevolle Weise. Freuen uns, dass wir uns immer auf ihn verlassen können.

2. Wertschätzen

Dieses Verlassen dürfen wir im zweiten Schritt wertschätzen. Wir Menschen, die gerne alles perfekt haben wollen, geben nicht eher Ruhe, bis es soweit ist. Bis die Situation, das Arrangement, das Ergebnis perfekt ist. Mitmenschen, Kollegen, Wegbegleiter können sich auf uns verlassen. Bei unserer Arbeit, im Teamsport oder wo auch immer – wir füllen unsere Aufgabe bis zuletzt aus. Bis es nicht besser geht. Solange befassen wir uns damit. Und deshalb fragen uns andere Menschen um Rat, bitten um Hilfe oder Unterstützung. Wir dürfen dankbar sein für diese Tugenden – die Verlässlichkeit, die Genauigkeit – die uns unser Perfektionismus schenkt. Wir selbst dürfen das an uns schätzen, was auch andere tun.

3. Sein lassen

Und dann dürfen wir auch mal Fünfe grade sein lassen. Wenn wir zu sehr eingeengt werden von unserem Perfektionismus. Dann können wir auch nein sagen. Sei es zu uns selbst, oder zu anderen. Denn wenn nicht wir die Handbremse ziehen, wird dies niemand für uns tun. Unser Perfektionismus wird niemals zu Ende sein. Schließlich gibt es nichts entspannenderes als sich einmal zurückzulehnen und etwas sein zu lassen. Der Staub im Bücherregal, die Ablage im Büro, der Schmutz im Fußraum des Autos, der Pflichtbesuch bei lieben Verwandten. Sich zu setzen, mit einer Tasse gutem Kaffee, das To Do genau vor Augen – um dann zu lächeln und zu sagen: Ich weiß, du willst erledigt werden. Aber mir ist heute nicht danach. Es gibt heute wichtigeres für mich.

Ich wünsche dir – wenn du von deinem Perfektionismus geplagt wirst und du der Meinung bist, dass er dir das Leben schwer macht – dass du genau in diesen Momenten Fünfe grade sein lassen kannst und du erkennst, dass es nur eine Prüfung ist. Eine Prüfung des Lebens, ob dir bewusst ist, mit was du deine Zeit verbringst und ob dies wirklich sinnvoll ist. Ob es auch dann wichtig genug ist, wenn du wüsstest, dass du morgen nicht mehr da sein wirst. Ob du gerade jetzt in dieser Situation nicht wertvolleren Aufgaben nachgehen kannst. Zum Beispiel, dass du es dir gut gehen lässt, dass du Pause machst, dich erholst und dir einen Augenblick Ruhe gönnst. Um dann zu entscheiden, womit es wirklich weitergehen soll.

Innehalten, reflektieren, entscheiden…

Dann ist es nicht dein Perfektionismus der dich fest im Griff hat, sondern dann bist du es, der die Segel setzt und entscheidet, wohin die Reise geht!

Von ganzem Herzen
Deine Anja Buntz

Foto by Rodolfo Mari on Unsplash