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Man muss auch mal unglücklich sein

Ungluecklich Sein

Um den Goldschatz Glück zu finden

Mal ganz ehrlich: Jeden Tag aufzuwachen und den ersten Gedanken als positiv zu empfinden ist meiner Meinung nach absurd und eher weniger als mehr praktikabel. Und um nochmal ehrlich zu sein: Mir gelingt es nicht! Es wäre natürlich toll, wenn es so wäre. Grandios wäre das! Schließlich machen gute, glückliche Gedanken gesund – mental detox!

Die Reinigung im Inneren unseres Kopfes und in der Folge auch unseres ganzen Seins. Nur spielt das Leben sein ganz eigenes Spiel und die Regeln passen nicht immer und zwingend zu unseren Vorstellungen. Wenn also gerade viel los ist und wir zu ertrinken drohen – im Meer der Emotionen und Stolpersteine – dann ist die Sonne am Morgen nicht direkt gelb, der Himmel nicht rosa und die Gedanken nicht strahlend weiß. Dann ist es gut und gerne auch mal gräulich, vernebelt und fett bewölkt. Und das ist auch gut so! Denn es ist doch so (und das weißt du sicher ganz genau): Es gibt keinen Tag ohne Nacht, kein Hell ohne das Dunkel, keinen Gipfel ohne Tal, kein Ziel ohne den Run.

Vom Glück glücklich zu sein

Damit du mich jetzt nicht missverstehst, ich bin eine ausgeprägte Optimistin und ich bin der Typ von Mensch, der in allem – wirklich ALLEM – etwas findet, was mich voran bringt. Sprich ich lege alles so positiv wie möglich aus. Ich bin auch der Typ von Mensch, der Probleme als Herausforderung bezeichnet. Ja, das ist meine Lebenseinstellung.

Gleichzeitig sind nicht alle meine Gedanken und Emotionen und Gefühle ständig nur positiv. Trifft mich eine neue Herausforderung, bin auch ich erst mal betroffen, böse, sauer, traurig, wütend, überrascht. Auch ich fühle mich dann so, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. All das ist mir wirklich sehr gut bekannt. Da Gedanken und Emotionen allerdings einen Großteil meines Berufes ausmachen und ich täglich in Selbstreflexion bade, habe ich mich eben mit diesen Phasen des Glücks und Unglücks näher befasst. In erster Linie für mich selbst und dann für dich da draußen habe ich ausführlichst beleuchtet. Und meine Erkenntnisse daraus, möchte ich teilen.

Step by step, Phase für Phase

Wie finden wir nun den Schatz „Glück“, inmitten des nebulösen Chaos? 😀 Theoretisch ist es gar nicht so schwer. Praktisch liegt es daran, in wie weit und gut du dich bereits kennst und wie viel Selbstreflexion du im Leben praktizierst. Je mehr davon, desto besser. Denn es qualifiziert dich für das Erkennen deiner Phasen, das Benennen deines Gefühls, das Ausleben deiner Emotionen und auch für das Überwinden, mit jemandem darüber zu sprechen (In Zeiten der Krise ist es immer unterstützend und förderlich, Verbündete an der Seite zu wissen).

Stelle zunächst fest, wie es dir gerade geht.
An welchem Punkt befindest du dich gerade?
Gut? Weniger gut? Schlecht? Grau? Schwarz? Weiß? Oben oder unten?
Sag mir: Was bedrückt dich? Oder was pusht dich? Hast du die Antwort?

Dann versuche zu empfinden, wo in deinem Körper sich dieser „Zustand“ bemerkbar macht.
Ist es ein Ziehen in der Magengegend?
Ein Drücken hinter der Stirn?
Ein Ziehen im Schläfenbereich?
Sind es müde, schwere Beine?
Oder ist es ein schweres Herz?
Sind es verspannte Schultern und ein steinharter Nacken?
Es gibt so viele Stellen. Hast du sie ausfindig gemacht?
Wo ist der Punkt deines Unglücks?

Oder aber ist es das Gefühl, als würdest du schweben?
Hast du kraftvolle Arme und Schultern?
Fühlt sich dein Kopf leicht und locker an?
Fühlt sich dein ganzer Körper beschwingt an?
Gehst du leichten Schrittes durch den Tag?
Kannst du Bäume ausreißen, mit der Kraft in deinen Armen und Händen?
Und sind die einzigen verspannten Stellen deine Wangen, weil du so viel grinsen musst?
Fühlt sich dein Bauch wohlig warm an?
Wo genau sitzt das Glück?

Welches Gefühl an welcher Stelle deines Körpers es auch immer ist: Genau hier beginnst du anzusetzen.
Genau hier beginnt die Suche nach der Antwort auf die Frage: In welcher Phase befinde ich mich gerade?
Genau hier findest du die Erkenntnis und das Bewusstsein für dein Befinden.

Bleib mit deiner Aufmerksamkeit dort, höre und spüre regelmäßig hin. Versuche es so lange wie möglich zu beobachten. Sobald du das tust, beginnst du damit, deine aktuelle Phase anzunehmen und zu akzeptieren. Und sobald du das getan hast, wird entweder das Unglück leichter oder das Glück noch leichter zu „ertragen“.

Denn oft müssen wir ebenso sehr lernen das Gute auszuhalten, ohne dabei ein mieses Gewissen zu bekommen, also auch das weniger Gute zu ertragen, ohne daran zu zerbrechen. Beides wird leichter, sobald du es annehmen kannst. Try it! Und nochmals der Schlüssel dazu:

Benennen, lokalisieren, beobachten.

Bleib am Ball und du wirst den Beweis dafür finden.

Nur achte ganz besonders darauf

Vor allen Dingen möchte ich aber eine Erkenntnis teilen: Sorge immer und überall und in erste Linie für dich und ein bisschen weniger für andere (für die du keine Sorgepflicht hast).

Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass du egoistisch bist. Sondern das hat damit zu tun, dass du dich um deine Fürsorge gegenüber dir selbst kümmerst, dass du Verantwortung übernimmst für dein Leben und für deine Gesundheit, dass du auf die Balance deiner Energie achtest und dass du den Wert deines Daseins erkennst.

Das alles ist kein Egoismus, das alles ist die Verpflichtung, genau das aus deinem Leben herauszuholen, was dir jede Sekunde offen steht – was DIR zusteht. Also geh und hol‘ dir das. Kümmere dich darum!

Halte es aus!

Nimm‘ diesen Tag voller Unglücklichsein hin, akzeptiere was ist. Sei offen für die Herausforderung, die an diesem Tag deinen Weg kreuzt und vor der du eh nicht weglaufen kannst. (Sie wird dich an einem anderen Tag in einem anderen Jahr wieder „heimsuchen“ 😉 ). Suhle dich für heute in dieser Misere. Wirf mit dem Dreck, der heute da ist, um dich. Brüll deine Wut hinaus. Lass all deine Ängste zu. Denn genau dort verbirgt sich das größte Potenzial, das Positive auszugraben.

Wenn du nur lange genug aushalten kannst, was dich bedrückt, dann zeigt sich irgendwann die Lösung dazu. Das beklemmende Gefühl der Angst wird nach einer gewissen Zeit leichter, offener, „fluffiger“, entspannter und von einem Moment auf den anderen bekommst du ganz spontan die sprichwörtliche Eingebung, was du brauchst – welche Emotion, welches Gefühl, welchen Ort.

Vertraue hier auf den Prozess deiner inneren Stimme. Aber habe den Mut, dich deinem Unglücklichsein zu stellen. Darin liegt der Schlüssel zum Schatz, nach dem du suchst! Und vergiss nie: Selbst in den dunkelsten, schwersten Phasen befindest du dich inmitten der Metamorphose – dem Wachsen weit über deine Vorstellungskraft hinaus. Denke an den Schmetterling 😉

Von ganzem Herzen
deine Anja Buntz

Foto by Roman Kraft on Unsplash