„Du kannst keinen Ozean überqueren, indem du einfach nur aufs Wasser starrst.“ (R. Tagore)
Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor gut einem Jahr die Frage einer Fachfrau hörte, „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, zu kündigen?“
Damit fing alles an. Damit war der buchstäbliche Samen ausgesät. Alle (Lebens-)Umstände wurden analysiert, geprüft und auch gefühlt. „Ist das, was ich tue, wirklich das, was mich erfüllt? Was meinem Innersten entspricht? Wie geht es mir? Was macht meine Gesundheit?“ Ich habe viele Male hingehört – immer wieder die selbe Antwort darauf bekommen: Da ist etwas, das getan werden muss und es ist an der Zeit, dies jetzt zu tun und sich zu verändern.
Ich sprang über Bord und wollte es wissen: Ich wollte wissen, ob ich schwimmen kann und ob ich diesen riesen Ozean der Ungewissheit vor mir überqueren kann. Ungewissheit bedeutet in meinem Fall, die Selbständigkeit zu wagen und meiner Berufung als Coach und Trainerin im Haupterwerb nachzugehen. Für mich, die über zehn Jahre als Angestellte im sicheren Hafen ankerte, bedeutete dies zunächst den absolut freien Fall. Wer sich an einen Sprung vom Drei-, Fünf- oder sogar Zehn-Meter-Brett erinnert, der weiß, dass dieses Gefühl beängstigend und aufregend zugleich sein kann. Der Schritt über die Kante hinaus und der damit verbundene Verlust von Sicherheit und Kontrolle, sind dabei wohl das Allerschwerste.
Aus Rücksicht auf meine Gesundheit und aus Achtsamkeit auf meine Persönlichkeit sprang ich! Mit dem Ziel fest im Blick und der Überzeugung, dass ich es kann!
Heute bin ich noch immer unterwegs und schwimme. Im vergangenen Jahr schlugen mir viele Wellen ins Gesicht, einige Male strampelte ich auf der Stelle und manchmal schwamm ich orientierungslos im Kreis. Das Gefühl der Erschöpfung überkam mich von Zeit zu Zeit und tut es manchmal noch heute.
Trotz alle dem: Ich lebe! Ich bin glücklich! Ich arbeite selbstbestimmt und nach meinen Prinzipien! Ich bin Unternehmerin! Ich habe es geschafft! Und ich freue mich auf jede Herausforderung, die noch vor mir liegt. Denn meine Erfahrung, dass ich über meine Grenzen hinaus gehen kann – jederzeit – und dass dies oftmals erst den Anfang von etwas Wunderbarem bedeutet, gibt mir unendliche Kraft und Energie!
Schau‘ doch mal über deine Kante hinaus. Was erkennst du? Vielleicht ist das Sprungbrett gar nicht so hoch! Oder dein Mut gar nicht so klein wie du denkst! Vielleicht sieht das Wasser einladend, erfrischend und klar aus! Riskiere einen Blick. Er könnte es wert sein.
Nur wer losschwimmt, kann ankommen!
Von ganzem Herzen
Deine Anja Buntz
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